Pierre Paumier stellt uns seine Arbeit als Marine Coordinator vor, eine Schlüsselfunktion bei Filmaufnahmen auf See.
Pierre, wie wird man Marine Coordinator?
Ursprünglich bin ich Kapitän einer Yacht. Später habe ich die Firma "Events Boats" gegründet, die auf Veranstaltungen auf See spezialisiert ist. Wir organisieren Firmen- und Privatveranstaltungen, die an Bord von Segel- oder Motorbooten stattfinden. Wir sind hauptsächlich an der Mittelmeerküste zwischen Marseille und den Hyères-Inseln tätig.
Ich näherte mich dieser Tätigkeit, indem ich mich bei Produktionsfirmen und Zeitarbeitern bekannt machte, um ihnen Boote oder andere Leistungen zu vermitteln. Dann haben wir uns nach und nach auf die Koordination von Dreharbeiten spezialisiert, da wir in diesem Bereich Erfahrung gesammelt haben.
Worin besteht die Arbeit eines Marine Coordinators?
Wir setzen unser Wissen und unser Netzwerk ein, um Dreharbeiten auf See zu organisieren. Wir sind für Filme tätig, aber auch für Dreharbeiten von Serien, Kurzfilmen oder Werbespots.
Wir bieten logistische und administrative Unterstützung, damit ein Dreh auf See unter guten Bedingungen ablaufen kann.
Wie läuft die Organisation eines Drehs konkret ab?
Nachdem wir uns über die zu erstellenden Szenen und die einzuhaltenden Vorgaben informiert haben, legen wir die einzusetzenden Mittel fest.
Es gibt zwei Arten von Booten, die für einen Dreh benötigt werden:
- technische Boote: Sie dienen als Unterstützung für die technischen Teams des Films. Das kann ein RIB für eine Kamerahalterung sein, ein Katamaran oder eine kleine Jacht für ein Logenboot, Wassertaxis, um die Teams zu bringen, ein Boot mit einem großen Vordeck für Drohnenaufnahmen oder auch Tauchgestelle, wenn Unterwasserszenen gedreht werden müssen
- spielboote: Sie sind Teil des Drehbuchs und werden im Film vorkommen.
Danach muss der gesamte administrative Teil geregelt werden. Man kann nicht einfach drehen, wann und wo man will. Wir müssen bei den zuständigen Stellen Genehmigungen einholen. Für den berühmten 300-Meter-Streifen ist zum Beispiel eine Stadtverwaltung zuständig, und darüber hinaus befinden wir uns im maritimen Bereich.
Sobald die Dreharbeiten das maritime Milieu betreffen, werde ich zum wichtigsten Bindeglied und die Teams müssen sich an dieses besondere Milieu anpassen. Man muss die Berufe der Filmindustrie kennen.
Ich bin auch der Garant für die gesamte Sicherheit auf See rund um die Dreharbeiten. Wir verfolgen aufmerksam die Wettervorhersagen, da die Versicherungen in diesem Punkt sehr streng sind. Aber wir verlassen uns auch auf unseren Seemannssinn. Wenn wir der Meinung sind, dass eine Szene zu kompliziert umzusetzen ist, verschieben wir oder unterbreiten dem Regisseur Vorschläge.
An welchen Dreharbeiten hast du zuletzt teilgenommen?
Ich habe bei den Dreharbeiten zu einem Spin-off von Walking Dead mitgewirkt, die in Martigues stattfanden. Wir mussten eine Kulisse auf den Kais der Stadt nachbauen und dazu ein Dutzend Boote verwenden, die zu Wracks umfunktioniert worden waren. Wir mussten ihre Verschmutzung beseitigen und Mittel und Wege finden, um sie zu transportieren und zu kranen. Für zwei Drehtage waren etwa zehn Tage Vorbereitung erforderlich.
Ich habe auch an der Produktion von Stillwater mit Matt Damon mitgearbeitet. Das Drehbuch erforderte viele Unterwasseraufnahmen.
Bei diesen Großproduktionen steht viel Geld auf dem Spiel, da an jedem Drehtag große Teams und sehr bekannte Schauspieler beteiligt sind.
Ich bin auch an der Realisierung von Serien oder Werbung beteiligt. Die Mittelmeerküste eignet sich aufgrund ihrer Schönheit und Vielfalt gut als Kulisse für Dreharbeiten.
Wie geht man mit einem Filmteam um, das nicht seefest ist?
Wir kommunizieren viel. Da ich das zentrale Element bin, schaue ich mich bei allen Beteiligten um. Ich gebe Anweisungen, aber auch Stellungnahmen. Wir gehen mit unvorhergesehenen Ereignissen um und müssen uns schnell anpassen. Und ich habe auch einen guten Vorrat an Mercalm, was den Operateuren gegen Seekrankheit hilft.
Aber die Teams sind in der Regel glücklich, auf dem Wasser zu drehen. Das Meer ist ein verbindender Drehort.
