Madcap 1874, der älteste noch seetüchtige Pilotkutter

Madcap, oder auf Englisch der "Verrückte mit dem Hut", ist der älteste noch segelnde Küstenpilot. Er ist ein echter Überlebenskünstler und steht heute sowohl in England als auch in Frankreich unter Denkmalschutz

Pilot Cutter sind Segelboote, die so konstruiert sind, dass sie Handelsschiffen entgegenkommen und sie in den Hafen führen. Im 19. und 20. Jahrhundert musste man, um "ein Schiff zu bedienen", als Erster ankommen. Deshalb mussten diese Lotsen schnell sein. Außerdem warteten die Lotsen mangels der heutigen Kommunikationsmittel oft mehrere Tage auf die Ankunft der Schiffe. Daher mussten sie das Cape perfekt halten. Diese Leistungen machten sie zu guten Regattaseglern, und einige von ihnen machten bei den damals gefahrenen Veranstaltungen auf sich aufmerksam.

Feine Wassereinläufe und wenig Luftwiderstand

Diese Segelboote, die ohne Plan aus handgeschnitzten Halbschalen gefertigt wurden, zeichneten sich durch einen geraden Bug mit einer Außenhaut und eine große Segelfläche aus. Jahrhundert schwankte die Rumpflänge um die 15 m, auch wenn im Laufe der Zeit die Länge bei einigen Piloten zunahm, da sie schneller sein mussten, um den Dampfern folgen zu können.

Widerspenstige Seeleute

Madcap wurde 1874 gebaut und ist der älteste noch originale Lotsenkutter der Welt. Es gibt zwar einige Nachbauten von älteren Modellen, aber das sind nur Kopien. Er wurde auf den Scilly-Inseln in der Pellew-Werft gebaut, um in Bristol eingesetzt zu werden, einem Gebiet mit einem enormen Tidenhub von bis zu 14 m, wo der Westwind in die offene Bucht eindringt und das Meer schnell zerhackt wird. Man musste zweifellos segeln können, um sich in diese Gegend zu begeben. Jeder Handelshafen, der Handelsschiffe beherbergte, hatte eine Flotte von Lotsen. Eine Flotte, die weder geregelt noch reguliert war und von der man den Seeleuten nachsagte, dass sie Befehle und Disziplin nicht zu schätzen wüsstenâeuros¦

Drei Männer am Ruder

Damals wurden die Lotsenkutter von einer dreiköpfigen Besatzung gesteuert. An Bord befanden sich der Seemann, der das Ruder in der Hand hielt, der Schiffsjunge, der das Schiff bediente, und der Lotse, der die Aufgabe hatte, an Bord des Handelsschiffes zu gehen. Der Schiffsjunge setzte ein Beiboot zu Wasser und ruderte mit dem Lotsen an Bord, um das Schiff zu erreichen.

Stark gewebt

Auf der Segelseite besitzen die Segler meist ein Großsegel mit Horn und drei Focks: ein Dreidecker mit drei Reffs - das Segel für alle Fälle -, eine Fock und eine Klinkerfock, beide auf dem 1,50 m langen Vorliek. Ein Auslegersegel vergrößert die Segelfläche auf etwa 130 m². Die Crew hat Madcap bereits mit einer Höchstgeschwindigkeit von 12 Knoten bei Starkwindsurfen gefahren, die Reisegeschwindigkeit liegt bei 5 bis 6 Knoten bei 15 Knoten Wind. Am beeindruckendsten ist seine Balance unter Segeln, wenn es einmal richtig getrimmt ist, denn Madcap bleibt sehr neutral am Ruder.

Dass das Boot 24 Tonnen wiegt, liegt zum Teil an der überdimensionierten Holzkonstruktion: Wir haben es hier mit einem Arbeitsboot zu tun, das harten Bedingungen ausgesetzt ist. Außerdem wurde ein Betonballast in den Boden gegossen.

Die Inneneinrichtung ist recht spärlich, nur um der Besatzung ein wenig Schutz zu bieten, aber auch um das Deck frei zu halten, damit das Beiboot dort gelagert und zu Wasser gelassen werden kann.

Eine französische Renovierung

Madcap wurde den Engländern abgekauft, um nach La Rochelle zu fahren. Dort, im Hafen von La Pallice, wurde sie einer gründlichen Renovierung unterzogen, um sie wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. So wurde unter anderem das Steuerrad entfernt, um eine Pinne wie im Original zu erhalten, und der mit 45 mm Ulmenholz beplankte Rumpf wurde gründlich überarbeitet. Der Motor, der 1936 eingebaut wurde, hilft nun bei den Hafenmanövern.

Jetzt mediterran

Nachdem Madcap den Besitzer gewechselt hat, segelt es nun im Mittelmeer mit Canet-en-Roussillon als Heimathafen. Das Segeln an Bord erfolgt ohne jegliche Hilfe, weder Winschen noch andere Hilfsmittel. Man muss an den Flaschenzügen ziehen, um die Pinne fest in der Hand zu halten und das Vergnügen des altmodischen Segelns unter Segel zu genießen. Der Verein Madcap 1874, der das Segelschiff nun in seine Obhut genommen hat, möchte es nutzen, um den Austausch zu fördern, indem er das traditionelle Segeln durch Ausflüge, aber auch durch die Pflege des Segelschiffs näher bringt.

Madcap wird also bei allen Klassikern im Mittelmeer anzutreffen sein, beginnend mit den Voiles de Saint-Tropez im September 2022.

Weitere Artikel zum Thema