Im Herzen der namibischen Wüste hat sich Lüderitz zu einem Heiligtum für die Liebhaber der Geschwindigkeit auf dem Wasser entwickelt. Seit 2007 zieht die Lüderitz Speed Challenge die besten Wind- und Kitesurfer der Welt an, die entschlossen sind, Rekorde zu brechen. Mit seinem auf maximale Geschwindigkeit ausgelegten Kanal und Windgeschwindigkeiten von durchschnittlich 20 bis 40 Knoten hat sich der Wettbewerb zu einer Art Labor für sportliche Innovationen entwickelt. Einige Teilnehmer schrieben Geschichte, indem sie die "mythischen" 50 Knoten überschritten, die früher als unerreichbar galten.
Ein auf Leistung ausgelegtes Kanal-Labor
Seit 2007 findet in Lüderitz die Lüderitz Speed Challenge statt, ein Speed-Segelwettbewerb für Kitesurfer und Windsurfer, der unter der Schirmherrschaft des Internationalen Segelverbands (ISAF) und des World Sailing Speed Record Council (WSSRC) veranstaltet wird.
Der Spot an der Atlantikküste Namibias ist von starken, konstanten Winden geprägt, die für das Streben nach Geschwindigkeitsrekorden unerlässlich sind. Der Erfolg der Lüderitz Speed Challenge beruht jedoch nicht nur auf diesen außergewöhnlichen natürlichen Bedingungen, sondern auch auf einer Infrastruktur, die speziell darauf ausgelegt ist, die Geschwindigkeit der Athleten zu maximieren. Im Jahr 2007 gruben die Organisatoren der Lüderitz Speed Challenge einen künstlichen Kanal, der so ausgerichtet war, dass die Fahrer in einem idealen Winkel zum Wind fahren konnten.
Mit einer Breite von 10 Metern und einer Länge von 800 Metern, einschließlich der Start- und Bremszonen, bietet der Kanal auf den offiziellen, vom WSSRC zugelassenen 500 Metern eine vollkommen flache Wasseroberfläche. Parallel dazu wurde die Tiefe, die zwischen 50 Zentimetern und einem Meter variiert, kalibriert, um den Anforderungen des WSSRC gerecht zu werden. Um den Wellenschlag zu begrenzen und eine glattere Oberfläche zu gewährleisten, wurden Rundhölzer, sogenannte "Chop Killers", aufgestellt. Jedes Jahr verbessern die Organisatoren den Kanal auf der Grundlage des Feedbacks der Athleten und des technologischen Fortschritts.
Im Jahr 2008 hatten die Arbeiten am "Run" zur Verbesserung der Wasseroberfläche und zur Optimierung der Gleitbedingungen beispielsweise zu einer Leistungssteigerung der Kitesurfer geführt, darunter ein beeindruckender Zuwachs von 3 Knoten.


Die spektakulären Rekorde des Kanals
Seitdem der Lüderitzkanal angelegt wurde, hat er historische Leistungen in den Disziplinen Kite- und Windsurfen hervorgebracht. Bereits bei der ersten Lüderitz Speed Challenge im Jahr 2007 wurden Rekorde aufgestellt, als Kitesurfer gerade erst ins Rennen einstiegen, aber bereits den zweiten Platz in der Weltrangliste belegten: Der Franzose Alexandre Caizergues schaffte das beste 500-Meter-Rennen mit 47,92 Knoten, nur 0,78 Knoten vom Weltrekord entfernt, den der Windsurfer Finian Maynard von den Jungferninseln 2005 bei den Masters of Speed aufgestellt hatte.
Im Jahr darauf, 2008, wurde das Kitesurfen bei der Lüderitz Speed Challenge offiziell zum schnellsten Gerät auf dem Wasser erklärt. Damals hatte der Kitesurfer Sébastien Cattelan die 500 m mit 50,26 Knoten zurückgelegt, bevor Alexandre Caizergues am nächsten Tag 50,57 Knoten schaffte und damit einen neuen Weltrekord aufstellte.


Auch bei den Windsurfern hatte die Lüderitz Speed Challenge spektakuläre Leistungen hervorgebracht, als Athleten wie Björn Dunkerbeck, Anders Bringdal und Patrik Diethelm ebenfalls die 50-Knoten-Grenze überschritten hatten. Das war das Ende des 50-Knoten-Rennens zwischen Kitesurfern und Windsurfern und die Öffnung der mythischen 100-km/h-Grenze.



Dieser 1. Dezember 2024 war einer der wenigen Rekordtage mit dem richtigen Wind und dem richtigen Gleitwinkel in Lüderitz. Antoine Albeau, der einen Run nach dem anderen absolvierte, konnte sich steigern und schließlich die Marke von 53,49 Knoten erreichen: der neue Weltrekord im Windsurfen. Der Geschwindigkeitsweltrekord der Frauen im Windsurfen wird von Jenna Gibson gehalten, einer britischen Windsurferin, die bei der gleichen Veranstaltung 2024 eine Geschwindigkeit von 48,03 Knoten erreichte.



Parallel dazu begeistern die Geschwindigkeitsrekorde im Kitesurfen auf dem Lüderitzkanal weiterhin die Anhänger des Sports. Der Amerikaner Rob Douglas hält dort den Rekord bei den Männern mit einer Leistung von 57,97 Knoten, die er 2013 erzielte. Bei den Frauen liegt die Französin Charlotte Consorti mit 50,43 Knoten an der Spitze der Lüderitz-Rangliste.


Eine menschliche und technologische Herausforderung
Geschwindigkeitsrekorde beruhen nicht nur auf der Kraft des Windes. Die Ausrüstung der Athleten wird ständig optimiert :
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Die Bretter: Die Shapes sind extrem und darauf ausgelegt, möglichst wenig Widerstand zu bieten.

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Segel: Die Segel sind versteift und kalibriert, um Verformungen bei hohen Geschwindigkeiten zu vermeiden - ein Detail, das mehrere Zehntelknoten hinzufügen kann.
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Kites: Beim Kitesurfen leicht und reaktionsschnell, sind sie optimiert, um bei unregelmäßigen Winden einen konstanten Zug zu halten - ein entscheidendes Detail, um extreme Geschwindigkeiten zu erreichen.

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Anzüge: Die Fahrer tragen spezielle Anzüge, die den Luftwiderstand im Wasser verringern und vor Stößen bei hohen Geschwindigkeiten schützen.

Die Athleten, die an der Lüderitz Speed Challenge teilnehmen, trainieren monatelang, um jedes Detail ihrer Leistung zu optimieren. Der kleinste Fehler kann einen Rekord gefährden oder zu einem riskanten Sturz führen, wie die zahlreichen Videos zeigen. Trotzdem strömen jedes Jahr neue Teilnehmer herbei, die vom Prestige und Adrenalin dieses Wettkampfes angezogen werden.