Die Zwölftelregel ist eine empirische Methode, die von Seefahrern häufig verwendet wird, um die Entwicklung des Meeresspiegels während der Gezeiten abzuschätzen. Für Sportbootfahrer ist sie von grundlegender Bedeutung, denn sie ermöglicht es, die verfügbare Wasserhöhe in Fahrrinnen, Häfen und Gezeitenbereichen vorherzusehen und so böse Überraschungen durch unfreiwilliges Auflaufen zu vermeiden.
Das Phänomen der Gezeiten: eine zyklische Bewegung, die vom Mond beeinflusst wird
Die Gezeiten sind das Ergebnis der Anziehungskraft des Mondes (und in geringerem Maße der Sonne) auf die Wassermassen der Erde. Sie folgen einem halbtägigen Zyklus mit durchschnittlich zwei Hoch- und zwei Niedrigwassern pro Tag. Die Zeit zwischen einem Hoch- und einem Niedrigwasser beträgt im Durchschnitt 6 Stunden und 12 Minuten.
Der Meeresspiegel steigt oder sinkt jedoch nicht linear. Hier kommt die Zwölftelregel ins Spiel.
Wie funktioniert die Zwölftelregel?

Diese Regel besagt, dass der Anstieg oder das Absinken des Meeresspiegels einer Beschleunigungs- und dann einer Abbremskurve folgt. Während jeder Gezeitenperiode (ca. 6 Stunden) ist folgende Verteilung des verdrängten Wasservolumens zu beobachten:
- 1. Stunde: 1/12 der Gesamthöhe der Gezeiten.
- 2. Stunde: 2/12tel
- 3. Stunde: 3/12tel
- 4. Stunde: 3/12tel
- 5. Stunde: 2/12tel
- 6. Stunde: 1/12
Das bedeutet, dass die Gezeiten in der Mitte des Zyklus schneller und am Anfang und Ende langsamer sind.
Praktische Anwendung für die Navigation
Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Angenommen, der Unterschied zwischen Ebbe und Flut (Tidenhub) beträgt 6 Meter. Der Anstieg des Meeresspiegels wird sich wie folgt verteilen:
- Nach 1h: 0,5 m
- Nach 2h: 1,5 m (0,5 + 1)
- Nach 3h: 3 m (0,5 + 1 + 1,5)
- Nach 4h: 4,5 m (0,5 + 1 + 1,5 + 1,5)
- Nach 5h: 5,5 m (0,5 + 1 + 1,5 + 1,5 + 1)
- Nach 6 Uhr: 6 m (voller Seegang erreicht)
Diese Regel ist wertvoll für die Beurteilung von Wasserhöhen in Häfen, den Zugang zu Fahrwassern und die Planung von kontrollierten Strandungen.
Grenzen der 12e-Regel
Diese Methode ist zwar immer noch ein nützlicher Näherungswert, berücksichtigt aber nicht :
- Gezeitenkoeffizienten, die die Höhe und Dauer des Tidenhubs stark beeinflussen.
- Die Beschaffenheit des Meeresbodens, die Ebbe und Flut verlangsamen oder beschleunigen kann.
- Vom Einfluss des Wetters, insbesondere von Wind und Luftdruck, die die Wasserhöhe verändern.
Lassen Sie sich mit dem FlashTide-Gezeitenrechner helfen

Eine gute Option ist der FlashTide Gezeitenrechner, ein grafisches Tool, mit dem Sie die Wasserhöhe zu jeder Tageszeit ablesen können, indem Sie einfach eine Gerade mit einem Bleistift darauf zeichnen. Er ist einfach zu bedienen und erspart Ihnen das Rechnen mit der Zwölftelregel.