Feststehende Fakten: 90 Sekunden bis zum Aufprall
Der Tender war um 22:51 Uhr nach einem Abendessen in der Stadt gestartet und fuhr mit etwa 28 Knoten am Westufer des Hafens von Göcek entlang. Dreißig Sekunden später kollidierte er mit seinem Backbordheck mit dem Vega der Steuermann wurde ins Wasser geworfen, als das Boot mit ausgeschalteten Navigationslichtern stand, aber das weiße Ankerlicht am Horizont leuchtete.

Der zweite Passagier, der unter dem Rumpf des Tenders eingeklemmt war, starb an einem Trauma, das mit Ertrinken verbunden war. Die MAIB betonte, dass es sich um eine ungeplante Nachtfahrt gehandelt habe, bei der die von der Hafenbehörde neu eingeführten Beschränkungen (10 Knoten im Vorhafen, 6 Knoten in den Buchten) überschritten worden seien.
Geschwindigkeit, Alkohol, Nachtsicht: ein schädliches Triptychon

Die Ermittlungen ergaben, dass die Geschwindigkeit mit einer wirksamen Wachsamkeit unvereinbar war, insbesondere in einem Gewässer mit viel Hintergrundlicht, und dass Alkohol das periphere Sehen, die Erholung des skotopischen Sehens und die Reaktionszeit beeinträchtigt. Fünf Stunden nach dem Unfall lag der Alkoholpegel des Tenderpiloten immer noch über der britischen Höchstgrenze (0,25 mg/l Luft). Der Tender überquerte zudem zwei Untiefen, die auf den Karten des (nicht verwendeten) Bordplotters angezeigt wurden.
Beleuchtung des RIB: konform, aber verletzlich

Auf der Seite des Vega das weiße Horizontlicht entsprach den Vorschriften (COLREG 23/25) für ein kleines, stillliegendes Schiff, aber die geringe Höhe und der helle Hintergrund verringerten die Wirksamkeit der Ausrüstung. Die Entscheidung, mit ausgeschalteten Seitenlichtern in der Nähe einer stark befahrenen Straße zu treiben, erhöhte die Risikoexposition. Das MAIB stellte fest, dass der Steuermann, obwohl er qualifiziert war, viel zu wenig Zeit hatte, um wieder zu starten und zu manövrieren.
Eine nicht eingehaltene Hierarchie an Bord
Das SMS (Sicherheitsmanagementsystem) des Jachtbetreibers verbot Alkohol für die Besatzung im Betrieb, regelte aber nicht ausdrücklich den Freizeitgebrauch des Tenders. Vor allem aber waren die Rollen und Befugnisse der Besatzungsmitglieder nicht definiert, wodurch es schwierig war, die Autorität des Kapitäns durchzusetzen. Das Ergebnis war, dass es keine Einwände gegen eine schnelle nächtliche Fahrt nach Alkoholkonsum in einem Gebiet gab, das starken Einschränkungen unterlag. Inzwischen hat der Betreiber sein SMS überarbeitet, um spezielle Regeln für Nachttender aufzunehmen, und der Eigentümer hat das Delegationsschreiben zugunsten des Kapitäns klargestellt.
Antworten der Behörden: Erinnerung an Geschwindigkeiten, Ampelkontrollen

Drei Tage vor dem Unfall hatte der Hafenmeister die Einschränkungen mitgeteilt; nach den Ereignissen kündigt er verstärkte Inspektionen der Navigationsbeleuchtung an. Die internen Korrekturmaßnahmen (Nachttender-Politik, Klärung der Zuständigkeiten) stellen das MAIB zufrieden, das keine weiteren Empfehlungen abgibt.
Es sollten operative Lehren für die Großschifffahrt und den Charterverkehr gezogen werden:
- Planen Sie jeden noch so kurzen Tendertransit mit Route, Gefahrenpunkten und Höchstgeschwindigkeit, die an COLREG und lokale Hinweise angepasst sind. Lotsen mit Plotter/ARPA/AIS als Ergänzung zur visuellen Überwachung, insbesondere bei Nacht mit beleuchtetem Hintergrund.
- Null Alkohol am Steuer, keine Freizeitausnahmen: Angleichung der Drogen-/Alkoholpolitik an alle Beibootbenutzer, Besatzung wie auch Vertreter des Eigentümers.
- Die Befehlskette klären: Einsatzbriefe und SMS sollten die ultimative Autorität des Kapitäns festschreiben
- Auffälligkeit kleinerer Einheiten bei Stillstand erhöhen: All-Horizontale-Licht auf Teleskopmast, punktuelles Arbeitslicht, wenn erlaubt, nachts getragene Weste, UKW/DSC oder zumindest ein Schnellwarnmittel.
Dieser Unfall ist kein "exotischer Fall" aus der Türkei: Er erfüllt die klassischen Kriterien für Unfälle mit Tenderbooten âEuro Geschwindigkeit, Alkohol, Nacht und Nichtbenutzung der BordkartenâEuro und ein toter Winkel, der bei Superyachten häufig vorkommt: der zweideutige Status von Tenderbooten, die "zum Essen oder Trinken gehen". Die Aktualisierung der SMS, die Klärung der Befugnisse des Kapitäns und die Erinnerung an die Hafenbeschränkungen sind unerlässliche Sicherheitsmaßnahmen. Das eigentliche Problem ist jedoch die Kultur: Der Tender muss als Schiff betrachtet werden, das den gleichen operativen Standards unterliegt wie die Mutteryacht, und nicht als einfaches Höflichkeitstaxi.