Wasserstoffboot TYKUN H1: Was kann man von einem 35 Knoten schnellen Dayboat wirklich erwarten?

Ein 12 Meter langes Boot mit Wasserstoffantrieb, das 35 Knoten schnell fahren kann. Das verspricht das TYKUN H1. Doch was verbirgt sich hinter den Ankündigungen? Und an wen richtet sich dieses Dayboat wirklich?

Die Werft MED Group hat kürzlich die technischen Details der TYKUN H1 enthüllt, einem 12 Meter langen, wasserstoffbetriebenen Boot, das aus Aluminium gefertigt und für den täglichen Gebrauch gedacht ist. Das Ziel? Eine schnelle und saubere Fahrt mit einer Reichweite von bis zu 60 Seemeilen und einer Höchstgeschwindigkeit von 35 Knoten.

Aber auch wenn die gezeigte Leistung ins Auge sticht, liegt der interessanteste Aspekt in den technischen Entscheidungen, die getroffen wurden, um ein Wasserstoffsystem in den Rumpf eines Dayboats zu integrieren.

Ein vereinfachter Hybridantrieb, um die Fallstricke komplexer Systeme zu vermeiden

Die H1 ist kein reines Wasserstoffboot, sondern ein Elektromodell mit einer Brennstoffzelle, die als Range Extender fungiert. Die Hauptenergie kommt von einer Batteriebank, die die Elektromotoren antreibt, während die Wasserstoffzelle diese Batterien während der Fahrt auflädt. Da es keine Wasserstofftankstelle gibt, kann es immer noch über einen einfachen Landanschluss aufgeladen werden.

Das System besteht aus vier Tanks, die unsichtbar in die Struktur integriert sind und insgesamt 32 Kilogramm Wasserstoff enthalten, der auf 350 Bar komprimiert wird. Die Reisegeschwindigkeit wird mit 20 Knoten angegeben.

Die Frage der Autonomie: zwischen Versprechen und tatsächlicher Nutzung

Die angegebene Reichweite von 60 Seemeilen muss in Relation gesetzt werden. Sie hängt von der verwendeten Antriebsart (nur Batterie oder Batterie + Wasserstoff), der Reisegeschwindigkeit und dem Navigationsprofil ab. In der Praxis lässt eine Fahrt mit 20 Knoten an einem Tag ohne längere Zwischenstopps wenig Raum für Improvisation.

Für die Nutzer bedeutet dies, den Zugang zu den Wasserstofftankstellen genau zu planen oder das herkömmliche elektrische Aufladen über das Landnetz vorzusehen. Das Vorhandensein des Netzes NatPower H, Partner des Projekts, ist ein Vorteil, der sich in der Entwicklung befindet, aber noch auf etwa 40 Tankstellen beschränkt ist.

Integration des Wasserstoffsystems: eine architektonische Herausforderung

Die Werft MED Group hat mit Unterstützung des Designers Tommaso Spadolini eine Aluminiumstruktur entworfen, die es ermöglicht, die Komponenten des Wasserstoffsystems (Tanks, Brennstoffzelle, Belüftung...) zu verbergen, ohne dabei die Linien des Bootes oder den Stauraum zu opfern.

Die Erhöhung des Decks um 10 Zentimeter ermöglicht insbesondere die natürliche und erzwungene Belüftung der Abteile. Die Lufteinlässe sind diskret in die Pfosten des T-Tops integriert. Ein Werk der Schiffsarchitektur, das sich auf die Erfahrung der Werft in der Maßanfertigung von Chaseboats für Yachten stützt.

Sicherheit: Welche Standards für die wasserstoffbetriebene Freizeitschifffahrt?

Die TYKUN H1 basiert auf Ausrüstungsgegenständen, die als "Type Approved" zertifiziert sind, d. h. von anerkannten Schiffsklassifikationsgesellschaften validiert wurden. Dies gilt insbesondere für die Wasserstofftanks, die Batterien und die Brennstoffzellenmodule. Das System ist so konzipiert, dass es unter allen Umständen eine natürliche oder unterstützte Belüftung ermöglicht.

Die Integration des Systems soll intuitiv und vereinfacht sein und sich an den Prototypen orientieren, die für die Wasserfahrzeuge des America's Cup gebaut wurden. Das Befüllen der Tanks soll in weniger als drei Minuten möglich sein, womit einer der größten Schwachpunkte des Elektroantriebs angesprochen wird: die Ladezeit.

Aluminium, Personalisierung und Design: Entscheidungen, die für den Einsatz auf Yachten gedacht sind

Durch die Übernahme der Codes der TYKUN-Reihe (MED-Werften) bleibt der H1 konfigurierbar und individuell gestaltbar. Die Verwendung von Aluminium erleichtert diese Modularität, wobei die dynamischen Linien und das nutzbare Volumen trotz der technischen Einschränkungen des Wasserstoffsystems erhalten bleiben. Die Fähigkeit, das Schiff als Tender oder als autonomes Dayboat zu nutzen, bleibt eine zentrale Achse der Entwicklung.

Produktionsaussichten und Lieferzeiten

Der erste Prototyp des H1 ist für Ende 2026 angekündigt, die Bauzeit wird auf acht bis zehn Monate geschätzt. Bei einem Serienanlauf rechnet die Werft mit einer Dauer zwischen sechs und acht Monaten pro Einheit, je nach Grad der Individualisierung.

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