Die großen Rettungsaktionen der Geschichte sind nicht nur Geschichten von Heldentaten. Sie verkörpern den Seemannsgeist, den unausgesprochenen Pakt zwischen Seglern: auf den Notruf zu reagieren, egal wie weit entfernt oder unter welchen Bedingungen. Diese Geschichten, die in die Annalen des Segelsports eingegangen sind, erinnern daran, dass jeder Segler, unabhängig von seinem Erfahrungsniveau, eines Tages sowohl zum Retter als auch zum Geretteten werden kann. Eine Lektion in Demut und Solidarität, die der Welt des Meeres eigen ist. Rückblick auf sechs beeindruckende Rettungsaktionen in der Geschichte, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen und die Bedeutung von Mut beispielhaft veranschaulicht haben.
Das Fastnet-Race-Desaster: Als das Rennen zum Drama wurde (1979)
Das Fastnet Race 1979 bleibt eine tragische und emblematische Episode des modernen Segelsports. Als 303 Segelboote an diesem legendären Rennen von Cowes zum Fastnet Rock (und zurück) teilnahmen, brach ein Sturm der Stärke 10 über die Flotte herein. Windgeschwindigkeiten von über 60 Knoten und Wellen von bis zu 12 Metern machten den Skippern zu schaffen.
Trotz der extremen Bedingungen konnten in einer groß angelegten Rettungsaktion, an der rund 4000 Personen beteiligt waren, darunter die Seestreitkräfte und zivile Schiffe am Westufer des Ärmelkanals, 136 Seeleute gerettet werden. Der Mut der Retter ist in die Geschichte eingegangen, ebenso wie das Andenken an die 15 Teilnehmer, die auf tragische Weise ihr Leben verloren. Dieses Ereignis veränderte die Sicherheitsvorschriften grundlegend, insbesondere die vorgeschriebene Ausrüstung an Bord von Segelregatten.



Die Rettung von Isabelle Autissier: eine unvergleichliche Solidarität (1999)
1999 nahm Isabelle Autissier an dem Einhandrennen Around Alone, einer Weltumrundung mit Zwischenstopps, teil, als sie im Südpolarmeer kenterte. In den eisigen Gewässern gefangen, ruhte ihre Hoffnung auf einem einzigen Mann: Giovanni Soldini, ein anderer Teilnehmer, der von seinem Kurs abwich, um ihr zu Hilfe zu kommen. Soldini manövrierte sein Segelboot unter besonders unwirtlichen Bedingungen und schaffte es schließlich, Autissier nach stundenlangen Bemühungen zu bergen.
Diese beispielhafte Geste bleibt eine Referenz für Solidarität und führte zu einer Überprüfung der Praktiken und der Ausstattung an Bord. Skipper und Architekten mussten mehrere Anpassungen an der Konstruktion der Segelboote vornehmen. So müssen externe Elemente wie der Kiel, die Ruder und ein Teil des Rumpfes nun fluoreszierend gestrichen werden, um besser sichtbar zu sein. Außerdem werden die Boote nun so konstruiert, dass sie sich nach einer Kenterung dank des Pendelkiels wieder aufrichten können. Schließlich wurden bei der Vendée Globe Durchgangstore und eine Sperrzone eingeführt, um die Skipper daran zu hindern, sich zu weit nach Süden zu wagen, wodurch das Risiko einer tödlichen Begegnung mit dem Eis verringert wird.


Die Rettung von Kito de Pavant: Ein Kampf gegen das Unvorhergesehene (2016)
Während der Vendée Globe 2016 kollidierte Kito de Pavant mit einem unbekannten schwimmenden Objekt (wahrscheinlich ein Wal), was zu einem schweren Schaden am Kiel führte und einen erheblichen Wassereinbruch im Bereich des Kielschachtes verursachte. In der stürmischen See setzte Kito einen Notruf ab und löste damit eine koordinierte Operation zwischen dem CROSS Gris-Nez und dem Schiff Marion Dufresne aus.
Die Bergung des Seglers, die unter schwierigen Wetterbedingungen mit Windstärken von 8 bis 9 und Wellen von 8 Metern erfolgte, erforderte äußerste Präzision. Diese Rettung, über die in den Medien ausführlich berichtet wurde, erinnerte daran, dass selbst die besten Skipper nicht vor unvorhergesehenen Ereignissen gefeit sind.



Jean Le Cam: Unerschütterliche Resilienz in der Südsee (2009)
Während der Vendée Globe 2008-2009 kenterte Jean Le Cam in der Südsee, wobei sein Boot VM Matériaux auf dem Kopf stand, mit dem Kiel nach oben, aber ohne Knolle. In seinem Cockpit gefangen, war die Kommunikation 14 Stunden lang unterbrochen. Dank einer Luftblase und seiner Kaltblütigkeit überlebte Le Cam. Sébastien Josse, der sich ebenfalls im Rennen befand, änderte sofort seinen Kurs, um Hilfe zu leisten, ebenso wie Vincent Riou. Nach stundenlanger Suche unter extremen Bedingungen rettete Riou schließlich Le Cam, indem er ihn an Bord seines Segelbootes hievte.



Tony Bullimore: Ein einsamer Kampf im Angesicht des Südpolarmeeres (1997)
Tony Bullimore, ein britischer Skipper, der an der Vendée Globe teilnahm, kenterte im Südpolarmeer, nachdem er einen Eisberg gerammt hatte. Sein Boot, Exide Challenger, kippte um und Bullimore war tagelang im Inneren des Bootes gefangen und kämpfte gegen Unterkühlung und Dehydrierung. Obwohl an der Rettung ein australisches Militärschiff beteiligt war, konnte seine Position erst durch einen Notruf von benachbarten Segelbooten trianguliert werden. Skipper, die an Wettkämpfen teilnahmen, hatten den Notruf weitergeleitet, was wieder einmal zeigte, dass Menschenleben absoluten Vorrang vor allen anderen Überlegungen haben.



Der Mut von Florence Arthaud (1990)
Im Jahr 2011 wäre Florence Arthaud vor dem Cap Corse beinahe ertrunken. Sie fiel mitten in der Nacht ins Meer und hatte Glück, dass sie eine Stirnlampe und ein wasserdichtes Mobiltelefon bei sich hatte. Sie konnte ihre Mutter kontaktieren, die ihren Bruder alarmierte, sodass die Rettungskräfte informiert werden konnten. Dank der Geolokalisierung ihres Telefons wurde sie etwa drei Stunden nach ihrem Notruf in unterkühltem Zustand aufgefunden. Sie wurde mit dem Hubschrauber in das Krankenhaus von Bastia geflogen, wo sie behandelt wurde und am nächsten Tag wieder entlassen wurde.
