Interview / Renovierung des Bootshauses in Pontoise: Neuer Schwung für das lokale nautische Erbe

© Gilbert Perreau

Das Bootshaus von Pontoise, das in der Ausgabe 2023 der Lotterie des Kulturerbes der Mission Stéphane Bern ausgewählt wurde, beginnt eine umfassende Renovierungsphase. Das Bootshaus ist ein Zeugnis des nautischen Erbes an den Ufern der Oise und soll durch die Sanierung seine ursprüngliche Funktion wiedererlangen, wie Robert Dupaquier erläutert.

Das Bootshaus von Pontoise, ein authentisches Zeugnis der Vergangenheit als Ferienort an den Ufern der Oise, steht vor einer Wiedergeburt. Es wurde in der neuen Ausgabe der Lotterie des Kulturerbes, die von der Mission Stéphane Bern geleitet wird, ausgewählt und soll nun umfassend renoviert werden, um unter anderem eine Ausstellung alter Sammlerboote zu beherbergen. Robert Dupaquier, stellvertretender Bürgermeister und zuständig für Stadtplanung, Schutz und Aufwertung des Kulturerbes, erläutert das Projekt.

Könnten Sie uns einen Überblick über die Geschichte des Bootshauses in Pontoise geben?

Das Bootshaus befand sich auf einem ziemlich großen Grundstück, das in der Mitte implantiert war. Es war kein Nebengebäude, sondern ein eigenständiges Gebäude. Es wurde um 1900 am Ufer der Oise errichtet, in einem Viertel, das besonders auf den Fluss ausgerichtet war und in dem es Waschhäuser und öffentliche Bäder gab. An den Ufern der Oise lagen zahlreiche Kanus und Segelboote, die die Menschen entweder zum Bootfahren oder Angeln nutzten oder um auf die gegenüberliegende Insel zu gehen, auf der sich eine Guinguette befand. In diesem Viertel wurden elegante Gebäude errichtet, die als Urlaubsorte dienten, was für die damalige Zeit typisch war. In diesem Viertel kann man mindestens drei Schuppen in diesem ganz besonderen Stil zählen, und in der Nähe war ein Bootsverleih ansässig. Fast alle dieser reich verzierten und mit Lambrequins geschmückten Holzkonstruktionen sind aufgrund ihrer Zerbrechlichkeit verschwunden. Das Bootshaus in Pontoise war zwar schweren Überschwemmungen der Oise ausgesetzt, überlebte jedoch wie durch ein Wunder. Er wurde 2003 von der Stadt erworben.

© Gilbert Perreau
gilbert Perreau

Wie will die Stadt die Renovierungsarbeiten finanzieren?

Das Gebäude wurde im Sommer als Kulturerbe von regionalem Interesse ausgezeichnet, was neben der Auszeichnung auch eine finanzielle Unterstützung durch die Region Île-de-France nach sich ziehen wird. Im September wurde es von der Mission Stéphane Bern "Loto du Patrimoine" (Lotterie des Kulturerbes) ausgewählt und wird nun auch von der Fondation du Patrimoine (Stiftung für das Kulturerbe) finanziell erheblich unterstützt. Alle gesammelten oder zugesagten Gelder werden für die Restaurierung des gesamten Hangars verwendet: Das Dach wird originalgetreu erneuert, Teile der Struktur werden repariert, die Lambrequins und das Geländer werden gemäß den Fotos aus der Zeit wiederhergestellt, die Elektrik wird im "Vintage"-Format installiert und ein Boden aus soliden Ziegeln wird geschaffen.

© Gilbert Perreau
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gilbert Perreau
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gilbert Perreau
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Können Sie uns erläutern, welche Aussichten für die Nutzung des renovierten Hangars bestehen?

Seit zwanzig Jahren ist es der Wille der Stadt und der Communauté d'agglomération de Cergy-Pontoise, entlang unseres Flusses wieder einen Freizeit- und Vergnügungscharakter herzustellen. Es wurde eine Flusshaltestelle eingerichtet, und das Fremdenverkehrsamt hat sich in der Nähe niedergelassen. Ein gut besuchtes Guinguette wurde vor einem Jahr eröffnet. Es werden regelmäßig Bootsfahrten auf der Oise organisiert, insbesondere die Route der Impressionisten, die Pontoise, Auvers-sur-Oise und L'Isle-Adam einschließt. Der Treidelpfad, der Fußgängern und Radfahrern gewidmet ist, wurde im Laufe der Jahre schrittweise restauriert. Das Bootshaus soll zu einem Wahrzeichen dieser touristischen Wiedereroberung werden und wird sich auf die Geschichte der Flussschifffahrt, der Wassersportfreizeit sowie auf den Aufenthalt der Impressionisten, insbesondere Camille Pissarro, in diesem Viertel konzentrieren.

Péniches à Pontoise, Camille Pissaro, 1876
Kähne in Pontoise, Camille Pissaro, 1876

Könnten Sie uns etwas über die Projekte erzählen, die alte Boote betreffen, die von der Vereinigung Pontoise patrimoine renoviert werden?

Die Vereinigung Pontoise Patrimoine gründete sich vor zwei Jahren mit dem Ziel, das kleine Kulturerbe von Pontoise aufzuwerten. Seit ihrer Gründung hat sie mehrere kleine Boote von großem Erbgutwert erworben, die alle älter als 50 Jahre und aus Holz sind. Die Sammlung ist recht vielfältig und umfasst ein Motorkanu, ein Segelkanu, ein Segelboot und ein sehr altes Perissoire, die alle ausschließlich von ehemaligen Werften in der Île-de-France stammen. Der Verein plant, im Herbst eine Crowdfunding-Kampagne zu starten. Die Zusammenarbeit zwischen dem Projekt der Stadt und dem des Vereins soll dazu führen, dass diese Boote im Hangar ausgestellt werden. Wir hoffen außerdem, dass wir einen Steg wiederherstellen können, sodass das Bootshaus seine ursprüngliche Funktion wiedererlangen kann.

Le canot Simonneau équipé de son hors-bord de 1956 © Gilbert Perreau
Das Kanu Simonneau mit seinem Außenborder aus dem Jahr 1956 © Gilbert Perreau
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gilbert Perreau
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Dank einer Finanzierung durch die Region Île-de-France und die Stiftung für das Kulturerbe bereitet sich das Bootshaus von Pontoise auf ein neues Leben am Ufer der Oise vor. Nach der Renovierung soll das Gebäude eine Ausstellung alter Sammlerboote beherbergen, die derzeit restauriert werden. Diese Initiativen versprechen, das Interesse am lokalen nautischen Erbe neu zu beleben.

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