Wie steuert man eine Ocean Fifty? Drei Optionen, drei Philosophien, drei Empfindungen

Emmanuel Le Roch am Ruder von Edenred © Nicolas Granovsky

Vom elektronischen Lenkrad von Koesio über die klassische Pinne bis hin zur Gleitschiene von Endered gibt es drei Systeme, die nebeneinander existieren. Wir werfen einen Blick auf ihre Besonderheiten, Vorteile, Grenzen und das Gefühl an Bord.

Das Steuern eines 50-Fuß-Trimarans, der mit über 30 Knoten Fahrt unterwegs ist, ist mehr als nur "das Ruder zu halten". Stabilität, Feedback, Positionierung des Steuermanns, Ermüdung... alles spielt eine Rolle. Bei der Ocean Fifty ist diese Frage der Steuerung zu einer zentralen Frage geworden, und es gibt heute drei technische Optionen. Die Auswahl ist sowohl technisch als auch ergonomisch. Hier sind die Vorschläge der Skipper und technischen Teams.

Die klassische Pinne: direkt, bewährt, aber sperrig

Une barre franche conventionnelle ©Maxime Leriche
Eine konventionelle Pinne ©Maxime Leriche

Das ist die historische Lösung. Die gleiche wie bei einem Optimisten, einer First oder einer Sun Odyssey. Eine Pinne, die im hinteren Teil des Cockpits positioniert ist. Dieses System wirkt mechanisch auf die drei Ruder über steife Antriebsstangen. Der Hauptvorteil: eine direkte Verbindung zwischen Hand und Ruderblatt. Die Empfindungen sind direkt und unmittelbar. Der Steuermann spürt jede Druckveränderung, jede Kavitation und jedes Aushängen.

Luke Berry à la barre ©Maxime Leriche
Luke Berry am Ruder ©Maxime Leriche

Diese Konfiguration hat jedoch ihre Grenzen. Sie nimmt wertvollen Platz im Cockpit ein. Bei Booten, die zunehmend für Einhandmanöver oder große Doppelrennen konzipiert sind, wird dieser Platzbedarf zu einem Problem. Mehrere Teams suchen daher nach Möglichkeiten, den Platz neu zu gestalten, ohne dabei Abstriche beim Fahrgefühl zu machen.

La place est comptée dans un cockpit ©Maxime Leriche
Der Platz in einem Cockpit ist knapp bemessen ©Maxime Leriche

Koesio und das erweiterte elektronische Lenkrad: assistierte und adaptive Steuerung

Erwan  Leroux au volant  de Koesio
Erwan Leroux am Steuer von Koesio

Die Koesio von Erwan Le Roux ist die erste Ocean Fifty, die 2024 mit einem vergrößerten elektronischen Steuerrad ausgestattet sein wird. Das System, das aus der Ultim SVR Lazartigue und von MerConcept, Mobius France und Madintec entwickelt, ermöglicht es, den Steuerstand ohne mechanische Übertragung an jedem beliebigen Ort zu positionieren.

Le volant de SVR Lazartigues ©Maxime Leriche
Das Lenkrad von SVR Lazartigues ©Maxime Leriche

Dieses Lenkrad, das mit einem Mobius L300-700 Zylinder verbunden ist, steuert die Ruder mit einer geringen Latenz. Der Skipper spürt ein Feedback, das dem eines Flugzeugs ähnelt, präzise und direkt. Erwan Le Roux berichtet: " Ich bin verblüfft, wie präzise man mit diesem System steuern kann"

Neben der flexiblen Positionierung bietet dieses Gerät auch eine Gewichtsersparnis und mehr Sicherheit. Sie macht schwere mechanische Stangen überflüssig und ermöglicht gleichzeitig ein haptisches Feedback. Laut Matthieu Robert (Madintec) ".. die Genauigkeit ist je nach Bedingungen manchmal besser als die eines Seemanns" Das System integriert auch die Daten des Autopiloten und liefert eine sofortige Anzeige des Bootsverhaltens.

Endered und die Gleitschiene: Kompromiss zwischen Ergonomie und Präzision

Le poste de barre d'Endered ©Nicolas Granovsky
Der Steuerstand von Endered ©Nicolas Granovsky

Auf der Ocean Fifty Endered das Team entschied sich für eine innovative mechanische Stange, die auf einer Schiene montiert ist. Cyril Durcot, der technische Leiter des Projekts, erläutert die Logik: ".. Wir wollten ein breites, fließendes Cockpit. Eine durchgehende Pinne würde den Fluss blockieren".

Das Getriebe bleibt mechanisch, ist aber versetzt angeordnet. Um den Verlust des Hebels zu kompensieren und eine gewisse Progressivität zu bieten, wurde ein Flaschenzug hinzugefügt. Das Ergebnis: Eine Ruderbewegung von 30 cm erzeugt nur 10 cm Ruderausschlag und sorgt für ein sanftes Steuergefühl.

Emmanuel Le Roch à la barre ©Nicolas Granovsky
Emmanuel Le Roch am Steuer ©Nicolas Granovsky

Aber nicht alles ist perfekt. Das System erzwingt eine weniger natürliche Haltung, da die vordere Hand das Ruder übernimmt. Das Ruder fühlt sich anders an: weniger direktes Feedback, weniger Informationen in der Hand. Die Reibung und das Raging wurden überarbeitet, aber es bleibt ein Kompromiss. Es ist so gedacht, dass der Decksplan frei bleibt und die allgemeine Ergonomie des Cockpits verbessert wird.

Drei Systeme, drei Navigationslogiken

Diese drei Lösungen existieren heute auf der Ocean Fifty nebeneinander, jede mit ihren Stärken und Einschränkungen. Die Pinne bleibt der Maßstab für das pure Gefühl, aber ihre Ergonomie wird zu einer Einschränkung. Die Pinne von Endered bietet einen interessanten Kompromiss, um mehr Platz zu schaffen, mit einer sanfteren Steuerung. Das elektronische Lenkrad von Koesio eröffnet einen neuen Weg: den einer modularen und potenziell leistungsfähigeren Servolenkung.

Diese technischen Entscheidungen zeigen die Entwicklungen im Hochseerennsport: leichtere, ergonomischere und hybride Technologien. Was wäre, wenn morgen auch die Freizeitsegler von diesen Fortschritten profitieren würden? Die Idee einer halb-assistierten Steuerung auf einem Fahrtenkatamaran ist vielleicht gar nicht mehr so weit entfernt.

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