Frauscher erfindet mit Porsche das Auto-Boot elektrisch neu

© @alexanderscheuber

Die österreichische Werft Frauscher hat sich mit Porsche zusammengetan, um ihr Day-Boat Fantom 858 auf Elektroantrieb umzustellen. Der 400 kW (543 PS)-Motor und die 100 kWh-Batterie sind aus dem zukünftigen eMacan entliehen. Die Leistung entspricht der des 430 PS starken V8-Motors, allerdings mit null Lärm und null Emissionen. Das ist der eFantom, das Kanu der Zukunft.

Frauscher, eine Referenz für Motorbootfahren

Die Brüder Michael und Stefan Frauscher sind die unbestrittenen Spezialisten für einen Bootsstil, der in den 1920er Jahren in den Vereinigten Staaten erfunden wurde: die Auto-Boote. Diese schnellen Day-Boats aus schönem Mahagoniholz wurden von Automotoren angetrieben und mit einem Lenkrad gesteuert, wobei man auf einem Ledersitz saß, der von einer Windschutzscheibe geschützt wurde - genau wie in einem Automobil, daher der Name. Die amerikanischen Werften Garwood und später Chris Craft hatten diesen Markt lange Zeit für sich gepachtet, bevor sie von der italienischen Werft Riva mit ihrem berühmten Aquarama, dem Lieblingsboot von Brigitte Bardot, überholt wurden.

Aber das war, bevor die Frauscher-Brüder in den 2000er Jahren die Stege aufmischten, indem sie schöne Boote mit straffen Linien, profilierten Step-Rümpfen und einer eleganten Ausstattung zwischen mariniertem Leder und glänzendem Chrom auf rohem Holzboden anboten. Seitdem Frauscher 2010 mit der Frauscher 717 GT, dem Inbegriff eines rassigen und leistungsstarken Speedboots, den Titel "European Boat of the Year" erringen konnte, bieten sie ihr Know-how in einer Palette von Rümpfen von 7 bis 14 Metern Länge an, in Kabinen- oder Open-Versionen, die von leistungsstarken Benzin- oder Dieselmotoren angetrieben werden, die in der Spitze alle 40 Knoten überschreiten. Sportlichkeit, avantgardistische Technik, Eleganz und Luxus sind die Adjektive, die die Frauscher-Boote charakterisieren, und man kann sie durchaus mit einem Porsche der Meere - oder Seen - vergleichen.

Partnerschaft mit Porsche

Dieser Vergleich kam dem Hersteller des 911er natürlich sehr gelegen, zumal ein Teil der Porsche-Familie jeden Sommer am Traunsee bei Gmund Urlaub macht, genau dort, wo die Frauscher-Werft seit 1927 ansässig ist. Großvater Frauscher hatte bereits 1955 damit begonnen, kleine Boote mit Elektromotoren für den Verleih zu bauen, die den Anforderungen der österreichischen Seen entsprachen, wo Benzinmotoren im Frühjahr und Sommer verboten sind, um die Lärmbelästigung während der Touristensaison zu vermeiden. Porsche muss, wie alle anderen Autohersteller auch, nach und nach auf vollelektrische Fahrzeuge umsteigen und suchte nach einer Möglichkeit, seine neuesten technologischen Fortschritte vor der offiziellen Vorstellung des eMacan zu zeigen, der im Frühjahr 2024 zu 100 % elektrisch betrieben werden soll. Die Idee war auf dem Papier einfach: In den leistungsstarken Rumpf des Frauscher Fantom 858 sollte der 400-kW-Motor und die 100-kWh-Batterie des nächsten Mittelklasse-SUV eingebaut werden, anstelle des 425 PS starken 8,2-Liter-Mercruiser-V8.

© Frauscher-Porsche
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Um die Transplantation der technischen Organe des eMacan durchzuführen, mussten die Porsche-Ingenieure einige Anpassungen vornehmen, insbesondere um den 580 kg schweren Akkumulator am Boden des Rumpfes zu verankern. Ein cleveres Spiralkabelsystem dient als Feder, um die Stöße abzufedern, die das Boot in der Brandung oder beim Überspringen einer Welle erleiden könnte. Während die Befestigung des Elektromotors keine besonderen Probleme bereitete, musste die gesamte elektronische Steuerung überarbeitet werden, da die Anforderungen an ein Auto ganz anders sind als die an ein Boot. Zum Beispiel: Um eine Autobatterie aufzuladen, muss die Feststellbremse angezogen sein, aber auf einem Boot gibt es keine Feststellbremse...

Ein Luxus-Dayboat fast wie jedes andere ...

Von außen bleibt diese Ingenieursarbeit völlig unbemerkt, da alle elektrischen Organe und das elektronische Modul für die Leistungssteuerung unter der Motorhaube verborgen sind. Der Decksplan dieses Frauscher x Porsche-Bootes, das jetzt "eFantom" genannt wird, ist derselbe wie der des Fatom 858 in der offenen Version. Die beiden Sonnenliegen im Heck, die Kühlschublade für die Rosé-Flaschen, der abnehmbare Tisch im vorderen Salon oder auch die Kästen unter den Sitzbänken - alles ist gleich.

© Frauscher-Porsche
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Nur die Mittelkonsole und die beiden Sitze im Cockpit ändern sich ein wenig, da sie vom Porsche-Design-Studio überarbeitet wurden. Das Porsche-Logo ist nun in das Leder der Kopfstütze eingeprägt, während hinter dem Lenkrad mit Porsche-Logo die fünf Rundinstrumente als Hommage an die fünf traditionellen 911-Zähler zu sehen sind, mit dem Drehzahlmesser in der Mitte, der bis zu 7000 U/min skaliert.

Neben dem Lenkrad befindet sich in der Mitte der Konsole der Gashebel aus gebürstetem Aluminium, und ganz rechts dient ein großer Bildschirm als GPS bei der Navigation oder als Kontrolltafel für das Laden der Batterie und der verschiedenen Temperatursensoren. Denn um die Marinisierung des Elektromotors zu vereinfachen, wurden zwei Kühlkreisläufe installiert: ein Süßwasserkreislauf um den Generator, der wiederum über einen Wasser/Wasser-Austauscher vom Meer- oder Seewasser gekühlt wird.

Ein schnelles Spielzeugboot

Der 8,6 m lange Rumpf, der in einem sehr hellen Grau lackiert ist, erwartet uns am Ufer des Gardasees für eine schnelle Einweisung. Die Wasseroberfläche ist glatt, die Sonne scheint, die Bedingungen sind ideal. Das Einschalten des Motors ist sehr einfach, man muss nur den Start/Stopp-Knopf links neben dem Lenkrad drücken - wie bei einem 911er. Hier gibt es kein Brummen und keine Vibrationen, außer der kurzzeitigen Vibration des Bugstrahlruders. Dann gleitet das Boot in watteweicher Stille durch das Wasser, wenn es aus dem Hafen herausfährt. Das Gefühl ist so überraschend, dass die Passagiere schweigen, um es zu genießen. Sobald der Deich überquert ist, kann der Handgashebel - den man nicht mehr als Gashebel zu bezeichnen wagt - bis zum Anschlag gedrückt werden und innerhalb von 6 Sekunden schraubt sich das Schiff hoch, bevor es in weniger als 30 Sekunden seine Höchstgeschwindigkeit von 45 Knoten erreicht. Bei diesem Wahnsinnstempo bricht der Wind aus und macht es unmöglich, sich zu unterhalten, ohne zu schreien. Frauscher und Porsche haben es geschafft: Sie haben gezeigt, dass der Elektroantrieb im Wassersport ein echtes Potenzial hat.

@alexanderscheuber
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In Bezug auf Geschwindigkeit, Beschleunigung und Spaß auf dem Wasser ist die Demonstration eindeutig. Das Elektroboot bietet genau die gleiche Leistung wie ein Boot mit Verbrennungsmotor, in diesem Fall der große Mercruiser 8,2 L V8 mit 430 PS, der mit max. 48 Knoten registriert wurde, also nur unwesentlich schneller. Das einzige Manko ist, dass die original Mercruiser Z-Antriebseinheit, die die Kraft des Elektromotors auf den Propeller überträgt, bei voller Geschwindigkeit ein unerwartet lautes Rollgeräusch erzeugt. Allerdings wird diese Lärmbelästigung normalerweise durch das Brummen des Verbrennungsmotors überdeckt, sodass sich der amerikanische Hersteller nie um die störenden Geräusche seines Getriebes kümmern musste. Stefan Frauscher erklärt: "Wir mussten diese Bravo 3 Grundplatte verwenden, weil sie die einzige war, die das phänomenale Drehmoment des Elektromotors im Macan verkraften konnte."

Einige Blessuren

Ein weiteres kleines Manko ist das Fehlen von echten Handläufen entlang des Rumpfes, die die Passagiere zum Sitzen zwingen - ein klassisches Manko der Frauscher-Boote, die immer einen klaren Punktplan bevorzugen, anstatt viele Haltegriffe zu haben. Schade, denn bei der Leistung des eFantom ist es besser, sich festhalten zu können.

Bleibt noch die Frage nach der Reichweite. Aus Zeitmangel bei diesem Minitest konnten wir den Verbrauch des Elektromotors nicht genau messen, daher müssen wir uns auf die Angaben der Hersteller verlassen. Porsche und Frauscher garantieren eine Stunde ununterbrochenes Segeln bei 22 Knoten. Das ist nicht viel, aber ausreichend für dieses hübsche, für 9 Personen zugelassene Beiboot, mit dem man die meiste Zeit vor einem schönen Strand verbringen wird, um dort zu picknicken, auf den Sonnenliegen zu liegen oder von der hinteren Plattform aus zu tauchen. Wenn ein Zwischenstopp in einem hübschen, malerischen Hafen geplant ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es entlang der Stege Steckdosen gibt, an denen das Boot zumindest teilweise aufgeladen werden kann. Die 800-V-Batterie des zukünftigen eMacan kann an einer 250-kW-Ladestation aufgeladen werden und in nur 30 Minuten 80 % ihrer Kapazität wiedererlangen. Zum Vergleich: Der 430 PS starke V8 verbraucht bei 20 Knoten 35 Liter Superbenzin pro Stunde, bei 40 Knoten sind es 85 Liter! Die Generatoren dieser schwimmenden Paläste laufen ständig, um die Klimaanlagen zu betreiben, sodass das Frauscher x Porsche-Boot mit den idealen Abmessungen für den Frachtraum problemlos aufgeladen werden kann. So kann man ohne Rauchentwicklung zum Heimathafen pendeln und - oder Wakeboard fahren.

Die Zielgruppe für dieses Boot sind Yachtbesitzer, denn es kostet 561.700 Euro und ist damit 200.000 Euro teurer als sein Pendant mit Verbrennungsmotor. Aber Vorsicht, wenn Sie Multimillionär sind und sich für das Auto der Zukunft interessieren: Es sind nur 25 Exemplare geplant!

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