Eine geschichtsträchtige Gabare
Die 1945 in der Keraudren-Werft in Camaret-sur-Mer gebaute Notre-Dame de Rumengol ist eine 21,70 Meter lange, robuste Gabare mit Dundée-Takelage. Sie ist nach einem berühmten Marienheiligtum in der Gemeinde Le Faou im Finistère benannt und wurde gebaut, um die Meere der Bretagne zu bezwingen und alle für die Küstenbedürfnisse nützlichen Ladungen zu transportieren.
Zu Beginn fuhr sie zwischen den Atlantikufern und transportierte Holz aus den Monts d'Arrée, Wein aus den Weinbergen Algeriens nach Port Vendres, rosa Zwiebeln nach England oder knuspriges Salz aus den Sümpfen von Noirmoutier. Schon bald spezialisierte sich das Unternehmen auf die "Sandfischerei": Die Besatzung manövrierte die Kröte, eine Schleppschaufel, um den Grund der Reeden und Flussmündungen abzustreifen. Der Sand wird dann in den großen Laderaum geworfen und an den Kais in Brest, Châteaulin oder Landerneau angelandet. Sie lädt auch Maërl, das für die bretonischen Pflüger wertvolle Kalkalgen, um das Land zu verbessern.

Vom verhinderten Sabotageakt zur Wiedergeburt
Im Jahr 1980 neigt sich die Handelskarriere der alten Gabare dem Ende zu. Der Motor brummt noch, aber das Deck knarrt und die Vernachlässigung droht. Doch 1981 gründete eine Handvoll begeisterter Seeleute den Verein "An Test" (Der Zeuge auf Französisch), um ihr wieder Rückenwind zu verleihen. Notre-Dame de Rumengol wurde gerettet und verließ die Industriekais, um sich der Freizeitschifffahrt und der Weitergabe des seemännischen Wissens zu widmen.
Die Einstufung als historisches Denkmal im Jahr 1991 war eine offizielle Anerkennung ihres Wertes als Kulturerbe. 1996 wurde sie in der Guip-Werft in Brest einer Generalüberholung unterzogen, die sie wieder seetüchtig machte.

Ein lebendiges Segelboot, ein Gedächtnis an Bord
Seitdem sticht Notre-Dame de Rumengol jede Saison wieder in See. Drei professionelle Seeleute bedienen das Schiff, und die Passagiere an Bord nehmen aktiv an der Navigation teil: das Segeltuch hochziehen, die Schot schütteln, das Schiff vor dem Wind steuern. Jede Kreuzfahrt wird zu einem Moment der Stille, einem Eintauchen in das Leben an Bord der alten Küstenschiffe.
Der große zentrale Laderaum, der nunmehr modulierbar ist, wird abwechselnd in einen Empfangsbereich, eine Empfangshalle oder einen Ort der Übertragung verwandelt. Die Gabare ist nicht nur ein schwimmendes Dekor, sondern auch ein lebendiger Teil des maritimen Erbes der Bretagne.

2024: Großreinemachen für den Kurs in die Zukunft
Kurz vor ihrem 80. Geburtstag wird die Notre-Dame de Rumengol seit 2024 auf der Werft von Guip umfassend restauriert: Entmastung, Überholung des Ruderblatts, Ersetzen von ermüdeten Planken und Spanten, Wiederherstellen von lebenden und toten Werken. An Deck streichen, kalfatern und pflegen Freiwillige das Schiff.

Golfwoche 2025: Frauen am Ruder
Vom 26. Mai bis 1. Juni 2025 hisst Notre-Dame de Rumengol im Golf von Morbihan anlässlich der 13. Ausgabe der Golfwoche die Segel. An Bord befindet sich eine zu 100 % weibliche Besatzung: Inès Garcia steuert das Schiff, unterstützt von Gwenaëlle Glotin und Chrystelle Bernard. Gemeinsam bekräftigen sie den Platz der Frauen in der traditionellen Seefahrt, ohne Folklore oder Demonstration, sondern mit der Einfachheit und der Beherrschung derjenigen, die segeln können.

Ein Geburtstag auf dem Wasser und am Kai
Am Samstag, den 28. Juni 2025, wird die Gabare bei einem großen maritimen Fest in Plougastel-Daoulas ihre 80 Kerzen ausblasen. Mehr als 70 alte Takelagen werden zu dieser außergewöhnlichen Wende erwartet, und die Kais werden im Rhythmus der Binious, der Seemannslieder und der klirrenden Schiffsrümpfe vibrieren.
An diesem Tag werden Veranstaltungen an Land und Paraden auf See stattfinden. Die Liebhaber alter Takelagen werden Misantainiers, Goemoniers, Yoles, Langoustiniers und außergewöhnliche Segelschiffe in einem großen nautischen Ballett wiederfinden.
Technische Daten
- Typ: Gabare
- Takelage : Dundee (5 Segel, 200 m²)
- Gesamtlänge: 21,70 m
- Rumpflänge: 18,77 m
- Meisterbau: 6,54 m
- Tiefgang: 2,20 m
- Motorisierung: Baudouin DK6 (120 PS)
- Reisegeschwindigkeit: 8 Knoten
- Besatzung: 1 Kapitän, 2 Matrosen
- Kapazität: bis zu 27 Tagespassagiere, 11 Kreuzfahrtpassagiere, 80 am Kai
- Heimathafen: Brest