Entgegen dem Trend auf den Werften, den Kartentisch verschwinden zu lassen oder ihn zumindest auf ein Minimum zu reduzieren, hat Allures Yachting sich schon immer dafür entschieden, ihn zu einem Ort der Begegnung, des Austauschs und der Geselligkeit zu machen. Vorbei sind die Zeiten, in denen nur der Kapitän sitzen durfte. Auf einer Allures wird der Kartentisch und die Navigation geteilt, mit zwei sich gegenüberliegenden Plätzen.
Der Kartentisch des neuesten Allures 39.9, der zum ersten Mal auf der Pariser Bootsmesse ausgestellt wurde, wird für Gesprächsstoff sorgen. Er wurde ganz einfach durch einen Touchscreen mit einer Diagonale von 1 Meter ersetzt!
Auf einem schwenkbaren Fuß montiert, kann der Tisch horizontal zum Abstecken der Route verwendet werden, oder vertikal installiert, verwandelt er sich in einen TV-Bildschirm oder eine Konsole, um die Karten zu verfolgen, wenn er nach hinten gerichtet wird.
Dieses Modell wurde von der französischen Firma Kara und ihrem Gründer Ivain Bignonet entwickelt: "Als junger Mann hatte ich das Glück, auf dem Segelboot meiner Eltern, einer Evasion 34, zu segeln. Dann war ich mit meiner Ausbildung zum Computeringenieur immer überrascht, wie wenig sich die Integration und Konnektivität von elektronischen Produkten auf einem Sportboot entwickelt hat. So kam es, dass ich mir im Dezember 2012, ausgehend von einer Idee unter Freunden, diesen berührungsempfindlichen Kartentisch ausgedacht habe." Mit seiner Idee und einem ersten Prototyp klopfte er an die Türen aller großen Werften, angefangen bei der Bénéteau-Gruppe. Doch obwohl alle Interesse zeigten, sagte nur Allures "Banco", um das Abenteuer zu wagen.
Diese erste Präsentation auf der Nautic 2015 dient dazu, das Feedback der Kunden zu testen und den Puls der Bootsfahrer zu fühlen. Es handelt sich um einen Prototyp, der in das auf der Messe ausgestellte Boot eingebaut wird. Die endgültige Version wird erst ab Februar nächsten Jahres erhältlich sein.
Dieser Touchscreen-Tablet-PC funktioniert mit Infrarot. Diese Technologie wird vom Militär verwendet und kann auch mit Handschuhen oder sogar mit nassen Fingern bedient werden. Es ist multitouchfähig mit 32 berücksichtigten Punkten. Das bedeutet, dass vier Benutzer gleichzeitig damit arbeiten können! Wenn der PC auf dem Kartentisch unter Windows läuft, ist er mit einem Software-Overlay ausgestattet, sodass jeder Benutzer sein eigenes Fenster hat, das er nach Belieben drehen kann.
Wie bei einem Smartphone kann man Apps aus Google Play verwenden oder die B&G-Apps nutzen, um sich mit dem Navigationssystem an Bord zu verbinden (GPS, Kartenleser, Autopilot ...).
Der bereits IP65-geschützte Touchscreen ist zusätzlich mit einem Sicherheitsglas überzogen. Diese Oberfläche ist unzerbrechlich und kratzfest, so dass man den Tisch auch als herkömmlichen Kartentisch verwenden kann.
Dieser (sehr) große Bildschirm verbraucht viel Strom. Er soll im schlimmsten Fall 40 Watt verbrauchen (bei maximaler Hintergrundbeleuchtung und weißem Bildschirm), während er im Durchschnitt 28 bis 30 Watt verbraucht. Das Software-Overlay bewirkt jedoch, dass sich die Hintergrundbeleuchtung nach wenigen Sekunden abschaltet, wodurch der Stromverbrauch auf fast Null sinkt.
Der erste Schritt, den Kartentisch der Öffentlichkeit zu präsentieren, ist getan. Je nach Feedback muss nun der Rest des Projekts entwickelt werden, d. h. die Anwendungen miteinander zu verbinden und den Kartentisch in ein echtes Verbindungszentrum zwischen den verschiedenen Systemen des Schiffs zu verwandeln.
