Die Bénéteau-Gruppe feiert dieses Jahr ein etwas ungewöhnliches Jubiläum in der Schifffahrt. Die Marke feiert nämlich ganz einfach ihren 140. Geburtstag, was sie zu einer der ältesten Bootsmarken in der Welt der Freizeitschifffahrt macht und auch zu einer der wenigen, die älter als 100 Jahre ist.

Alles begann 1884, als Benjamin Bénéteau eine kleine Werft gründete, die zunächst Arbeitsboote und insbesondere das erste motorgetriebene Sardinendampferboot der Region Vendée herstellte: "Le Vainqueur des Jaloux". Auch wenn die Fischer anfangs zögerlich oder sogar vehement gegen die Idee waren, überzeugte das Konzept bald und das Bénéteau-Abenteuer hatte gerade erst begonnen.

Benjamin Bénéteau starb 1928 und sein Sohn, der gerade einmal 21 Jahre alt war, übernahm die Leitung der Werft. Der kreative, designbegabte André Bénéteau führte das Erbe seines Vaters fort, verfeinerte jedoch die Boote und setzte weiterhin auf Innovationen. So entwarf er beispielsweise 1955 die Antigone, das erste Boot, das Thunfisch mit lebendem Köder fischte.
Die 60er Jahre und das Aufkommen von Polyester
Die 1960er Jahre markieren einen entscheidenden Wendepunkt. Während der Fischereisektor an Schwung verliert, sucht die Bénéteau-Werft nach neuen Absatzmärkten. Diese Öffnung kam mit dem Aufkommen von Polyester im Bootsbau. 1964 übernahm Annette Bénéteau (später Annette Roux) die Leitung der Werft. Sie war gerade einmal 22 Jahre alt.

Da sie von Polyester überzeugt war, beschloss sie, Boote zu produzieren, die sowohl für Berufsfischer als auch für Hobbyangler bestimmt waren: die sogenannten "pęches-plaisance". Eine erfolgreiche Wette, denn auf der Pariser Bootsmesse 1965 war das neue Produkt mit nicht weniger als 50 bestellten Polyesterbooten ein großer Erfolg.

Das Unternehmen nutzte die Gelegenheit auch, um sich auf die Freizeitschifffahrt einzustellen, indem es Motorboote und Segelboote aus Polyester herstellte. 1973 baute Bénéteau eine erste Fabrik, um eine halbindustrielle Produktion aufzunehmen.
Auch hier zahlte sich der Wagemut aus, denn 1982 wurde Bénéteau mit durchschlagenden Erfolgen wie der berühmten First 30 zum weltweiten Marktführer unter den Segelbootherstellern.
Börsengang und Kurs auf die Motoryacht
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Marke ging Bénéteau an die Börse und expandierte 1986 mit der Eröffnung des Werks in Marion, South Carolina, in die USA. In dieser Zeit startete Bénéteau auch eine Strategie des externen Wachstums mit der Übernahme mehrerer anderer Werften, darunter CNB im Jahr 1992, Jeanneau, Microcar und Lagoon im Jahr 1995. Diese Entwicklung veranlasste Bénéteau dazu, sich als Groupe Bénéteau neu zu organisieren und gleichzeitig den neuen Firmensitz in Saint-Gilles-Croix-de-Vie in der Vendée, der Wiege der Familie Bénéteau, einzuweihen. Ab 2006 wurde Bénéteau mit der Eröffnung des Büros in Shanghai, China, das später nach Hongkong verlegt wurde, noch internationaler.

2009 stellt einen wichtigen Kurswechsel für die Gruppe dar, die mit der Gründung der Marke Monte Carlo Yachts mit einer Werft in Monfalcone, Italien, in den Sektor der Motoryachten einsteigt.

Dies war der Beginn einer wahren Erfolgsgeschichte mit der Prestige 500 im Jahr 2010, gefolgt von vielen weiteren ikonischen Modellen.
Die Eroberung Amerikas und die Freizeitschifffahrt 2.0
Um seine Präsenz auf dem amerikanischen Markt zu festigen, erwarb der Konzern 2014 die amerikanischen Marken Wellcraft, Four Winns, Glastron und Scarab sowie eine Fabrik in Cadillac, Michigan.

2018 erobert die französische Marke das Internet mit der Gründung von Band of Boats, einer gemeinschaftlichen Serviceplattform für Meeresliebhaber. Im selben Jahr übernimmt sie auch den Betrieb der polnischen Marke Delphia, die auf Hausboote spezialisiert ist.
Im Jahr 2021 expandiert die Gruppe weiter, indem sie Roadman Lusitania und Starfisher in Portugal kauft. Im selben Jahr steigt Bénéteau mit der Einführung von Seanapps, einer Anwendung, mit der man sein Boot mit einem kompletten Ökosystem verbinden kann, auch in die Yachtbranche 2.0 ein. Bis heute sind bereits mehr als 8000 Boote der Gruppe vernetzt.

Im Jahr 2023 wird der Geschäftsbereich Boating Solution gegründet, um alle neuen Aktivitäten der Gruppe zusammenzufassen, insbesondere durch Seanapps, Band of Boats oder auch Boat Clubs.
Eine Zukunft im Zeichen des Umweltschutzes und der Fairness
Die Geschichte der Bénéteau-Gruppe ist mehr als ein Abenteuer, sie ist eine wahre Saga. Heute ist Bénéteau eines der führenden Unternehmen im Bereich der Freizeitschifffahrt, da es die weltweite Nummer 1 im Segment der 40- bis 60-Fuß-Motorboote, die weltweite Nummer 1 im Segelsport (Ein- und Mehrrumpfboote) und die europäische Nummer 1 bei Außenbordmotoren ist. Der Konzern hat weltweit 8.130 Mitarbeiter und 23 Produktionsstätten. Er vertritt außerdem 21 Marken, die 135 Bootsmodelle herstellen, und unterhält ein Netzwerk von 1200 Händlern weltweit.

Die Gruppe ist auch umweltbewusst, da sie 72 % der ungefährlichen Abfälle recycelt, 35 T biobasiertes Harz verwendet und insbesondere ihre CO2-Emissionen bis 2023 um 6 % gesenkt hat.
Davon ausgehend will sich die Gruppe nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. 2024 wird eine neue Fabrik in Tunesien eröffnet, und bis 2023 will Bénéteau die Intensität seiner CO2-Emissionen um 30 % reduzieren. Schließlich will das Unternehmen bis 2027 mindestens 40 % der Beschäftigten weiblich sein, davon 30 % in den Führungsgremien.